Die Handlung
Sie treffen sich auf einer Party in einem ultramodernen Apartment. Ohne dass sie es merkt, wirft er eine geheimnisvolle rote Pille in ihr Glas und so bereist sie in ihrem Kopf surreale Welten voller Farbe und Mysterien. Als sie erwacht, ist sie nackt. Und er hat Bilder von ihr gemacht. Also muss sie ihm eine Lektion erteilen, wie man eine Lady behandelt…
Das Video
Die Idee
„This Is Not A Horse“ ist ein Musikvideo für meinen guten Freund Jazz.K.Lipa, für den ich auch schon einige Albumcover entworfen habe. Als ich das Lied zum ersten Mal hörte, wusste ich, dass ich dazu ein Musikvideo machen musste. Der Song selbst, und ganz besonders die Stimme von MC Soom T, riefen seltsame Bilder in meinem Kopf hervor. Ich meine, noch seltsamer als die üblichen, wenn das möglich ist.
Die erste Idee war es, über eine animierte Seite aus einem Comic zu fliegen. Ich zeichnete ein sehr skizzenhaftes Storyboard und es enthielt eine ganze Menge Sachen aus Noir-Filmen der 40er und 50er Jahre: Diamanten, schießende Mädchen, Verfolgungsjagden und so weiter. Die Textpassagen aus dem Lied sollten an den richtigen Stellen auftauchen.
Das Problem mit dieser Idee war, dass ich den Text nicht komplett verstand. Es ist meiner Meinung nach völlig unmöglich, manche Sachen, die MC Soom T. singt, zu entschlüsseln, obwohl ich mir das Lied tausende Male anhörte. Jazz.K.Lipa schickte einige Emails an sie, bekam aber nie eine Antwort. Ich fragte sogar eine Freundin aus Großbritanien, mir mit den Teilen zu helfen, die ich nicht verstand. Alles, was wir gemeinsam herausfanden war, dass es womöglich um Katzen in uralten Schachteln geht, die Laktose-intolerant sind, dass Stillen am besten sind und die Frauen unausgesprochen bleiben sollten. Alles klar? Wer mir nicht glaubt, sollte es selbst versuchen und mir dann eine Email mit dem Text schreiben.
Shag
Immer noch planlos, wie es mit dem Video visuell weitergehen sollte, machte ich eine Entdeckung. Adobe Illustrator, das Programm, mit dem ich die Vektorgrafiken für den Film erstellte, bietet eine kostenlose Sammlung von Figuren im Tiki-Stil, die man einfach so verwenden darf. Sie erinnerten mich stark an die Bilder von Josh Agle, besser bekannt als SHAG. Ich besuchte seine Weseite und fand dort die Inspiration für den gesamten Film. Jedes seiner Bilder wirft den Betrachter mitten in eine Geschichte, die zwar rein optisch sehr bunt ist, aber inhaltlich tiefschwarz zu sein scheint.
Ich gab also die Film-Noir-Idee auf und beschloss, eine von Shag inspirierte Animation zu erstellen, die in einer Welt purer Farben spielt, aber in der viele dunkle Dinge passieren.
Der Arbeitsablauf
Im Film passieren sehr viele Dinge. Es gibt tanzende Leute in einem Zimmer mit großen Stereoboxen, die sich im Rhythmus der Musik bewegen, es gibt Kamerafahrten, 3D und mehr. Wenn man genau hinschaut sieht man, dass sogar die Augen der Tiki-Statuen mit dem Beat rot glühen.
Ich erstellte etwa 70 verschiedene Bilder, Hintergründe, Figuren und Zubehör in Adobe Illustrator. Das bedeutet, dass ich Skizzen machte, diese einscannte und dann als Vektorgrafiken nachzeichnete. Dabei legte ich sämtliche Teile, die animiert werden sollten auf verschiedene Ebenen, z.B. eine Ebene für die Hand, den Unterarm, den Oberarm und so weiter.
Dann importierte ich die Illustrator-Dateien in Adobe After Effects. Um es sehr einfach zu erklären: Man animiert eine Figur Ebene für Ebene, legt diese animierte Figur auf andere Ebenen, die man dann wieder animiert, fügt eine virtuelle Kamera hinzu, die – selbstverständlich – auch animiert wird und nach vielen Stunden hat man dann zwei Sekunden fertige Animation und ein ernsthaftes Eheproblem.
Insgesamt benötigte ich für diesen zweiminütigen Film drei Monate Arbeit. Kreativität ist eben zu 10% Inspiration und zu 90% Transpiration.
Let me give it to you raw!